Vor einigen Jahren waren wir für unsere Familienferien in Graubünden.

Um genau zu sein, waren wir in Disentis, im Rheintal, nicht weit vom Oberalppass und den Rheinquellen entfernt. Wunderschöne Landschaft, zum Spazieren und Wandern.

Eines Tages wollten wir Kristalle suchen, da die Region für ihre schönen Kristalle bekannt ist. So gingen wir früh am Morgen nach einem guten Frühstück los, zusammen mit einem Kristallsucher der die Gegend gut kannte. Wir fuhren ein Stück, dann ging es zu Fuß weiter, Schaufeln, Spaten, Eimer, Bürsten und mehr Werkzeuge hatten wir alles mit dabei. Wir fanden einen guten Ort, und dann begann die Suche: erst alles was glänzt rausholen, und dann nachschauen, was es wirklich ist.

Wir suchten im Boden und im Schlamm (am Tag vorher hatte es noch schön geregnet). Es ist nicht immer ganz so einfach. Wenn man an Kristalle denkt, denkt man an diese schönen, durchsichtigen und glänzenden Steine, aber wenn sie frisch aus dem Boden kommen, sind sie immer noch mit Schlamm bedeckt, und oft bleiben andere Steine ​​an ihnen haften oder sehen genauso aus – ohne aber Kristalle zu sein. Also muss man sich mit Geduld und guten Augen bewaffnen und keine Angst haben, schmutzig zu werden oder sich seine Hände etwas schmutzig zu machen … aber es hat sich gelohnt.
Kristalle werden bei Temperaturen oberhalb von 1000 ° C aus bestimmten Mineralien gebildet und dazu benötigen sie neben der hohen Temperatur viel Druck und auch Platz, einen Hohlraum im Gestein – und Zeit, viel Zeit: Es braucht Tausende von Jahren, besonders für große Kristalle.

Kein Kristall ist wie ein anderer, auch wenn es einige gibt, die sich gleichen, gibt es keine zwei, die genau gleich sind: Es gibt kleine, große, lange, kurze, dicke, dünne; einige sind perfekt, andere sind es weniger und haben sogar gebrochene Spitzen … Insofern sind sie genauso wie wir …

Alles gut und schön, aber was hat das mit Gott, mit der Bibel zu tun? Lesen wir doch einen Abschnitt zusammen:

Wenn du in das Land, das der HERR, dein Gott, dir als Erbbesitz gibt, hineinziehst, es in Besitz nimmst und darin wohnst, dann sollst du von den ersten Erträgen aller Feldfrüchte, die du in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt, eingebracht hast, etwas nehmen und in einen Korb legen. Dann sollst du zu der Stätte ziehen, die der HERR, dein Gott, erwählen wird, indem er dort seinen Namen wohnen lässt. Du sollst vor den Priester treten, der dann amtiert, und sollst zu ihm sagen: Heute bestätige ich vor dem HERRN, deinem Gott, dass ich in das Land gekommen bin, von dem ich weiß: Er hat unseren Vätern geschworen, es uns zu geben. Dann soll der Priester den Korb aus deiner Hand entgegennehmen und ihn vor den Altar des HERRN, deines Gottes, stellen. Du aber sollst vor dem HERRN, deinem Gott, folgendes Bekenntnis ablegen: Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten, lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten und wurde dort zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk. Die Ägypter behandelten uns schlecht, machten uns rechtlos und legten uns harte Fronarbeit auf. Wir schrien zum HERRN, dem Gott unserer Väter, und der HERR hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis. Der HERR führte uns mit starker Hand und hoch erhobenem Arm, unter großem Schrecken, unter Zeichen und Wundern aus Ägypten, er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, wo Milch und Honig fließen. Und siehe, nun bringe ich hier die ersten Erträge von den Früchten des Landes, das du mir gegeben hast, HERR. Wenn du den Korb vor den HERRN, deinen Gott, gestellt hast, sollst du dich vor dem HERRN, deinem Gott, niederwerfen. Dann sollst du fröhlich sein und dich freuen über alles Gute, das der HERR, dein Gott, dir und deiner Familie gegeben hat: du, die Leviten und die Fremden in deiner Mitte. (Deuteronomium 26,1-11)

Nachdem die Israeliten das verheißene Land betreten hatten, und anfingen, dort anzubauen, sollten sie jedes Jahr die ersten Früchte ihrer Ernte als ein Zeichen des Dankes und der Wertschätzung zu Gott bringen; alle drei Jahre ging dieses Gabe an die Armen, die in Not waren.
Nachdem er diese Opfergaben in den Tempel gebracht hatte, musste jeder Israelit dieses Gebet sprechen, also diese Bibelverse von eben, und damit wiederholen, was Gott für das Volk Israel getan hatte.

Dieser Gott ist kein unpersönlicher Gott oder einfach eine Naturgewalt – sondern ein Gott, der sich um sein Volk kümmert und der für sein Volk in die Geschichte eingegriffen hat.

Der Vater, von dem in unserem Abschnitt die Rede ist, ist Jakob-Israel, der Vater der zwölf Stämme, der um sein Lebensende wanderte und floh, um nach Ägypten auszuwandern.
Dieser Aufenthalt in Ägypten, der zunächst gut begann, wurde für Israel schnell zum Albtraum: sie wurden unterdrückt und unterjocht. Aber unter diesen Bedingungen sind die Menschen gewachsen, sind zahlreich geworden.

In ihrer Not schrien sie zu Gott, und er befreite sie und führte sie in ein neues Land, ein Land der Freiheit. Ein Raum der Freiheit – nicht ohne Einschränkungen – in dem sich das Volk weiterentwickeln und wieder wachsen konnte. Wie diese Kristalle …

An all dies erinnerte sich der Israelit, als er seine Opfergabe darbrachte, und drückte seine Dankbarkeit gegenüber Gott aus.

Wenn wir auf das sehen, was Gott für uns getan hat, entwickelt sich unsere Beziehung zu Gott. Sie entwickelt sich nicht in der Angst, noch im blinden Aktivismus, sondern im Dialog mit dem, der alle Dinge geschaffen hat, der jeden von uns einzigartig erschaffen haben. Einige scheinen perfekt, andere weniger, manche haben gebrochene Spitzen und Ecken, es gibt große und kleine unter uns – aber Gott hat eine Geschichte mit jedem von uns.

Kristalle sind nicht nur schön, sie sind auch vielerlei einsatzbar.

Genauso ist es mit uns: Gott hat uns erschaffen, weil er es wollte, und uns schon vor unserer Geburt liebte, und jeder von uns hat einen Platz in seinem Plan und jeder ist wichtig, auch wenn wir manchmal nicht den Eindruck haben.

Der Israelit in unserem Text soll sich aber nicht nur allein zu freuen: Die Freude ist nur wahre Freude, wenn sie geteilt wird – mit unseren Familien, der Gemeinde und auch dem Fremden, der nicht wie wir ist, der oft in Not ist oder der allein ist.

Für mich sind diese Kristalle ein schönes Bild für uns.

Sie sind alle verschieden, und selten sind diejenigen, die perfekt sind – es sei denn, sie sind künstlich gewachsen oder haben viel Glück. Aber all diese kleinen Unvollkommenheiten erzählen Geschichten, machen sie einzigartig und geben ihnen einen besonderen Reiz.

Genauso ist es mit uns – Gott formt uns, verändert uns und unser Inneres, ohne dass wir es sehen können, doch er arbeitet daran und ist immer mit uns. Es gab Ereignisse in unserem Leben, die schwierig waren oder weh taten, aber Gott kann uns durch seine Liebe heilen. Er zieht uns aus dem Schlamm und putzt uns mit seinem kleinen Pinsel.

Jeder ist einzigartig, schön und wertvoll. Die kleinen Unvollkommenheiten machen uns einzigartig, erzählen unsere Geschichte.

Unsere Geschichte mit diesem wunderbaren Gott: Gott, der uns liebt und begleitet und trägt, in jedem Lebensalter.

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