Es ist nach Ostern. So wie bei uns heute. Wir leben auch in der Zeit nach Ostern.

Die Jünger sind zusammen unterwegs.

So wie wir auch.

Sie sind zusammen unterwegs, und fragen sich darüber, was überhaupt passiert ist. Sie sind mit ihren Problemen beschäftigt. Aber nicht jeder für sich, sie reden miteinander. Sie sind miteinander unterwegs und versuchen, alle dem zusammen einen Sinn zu geben.

So sind auch wir zusammen unterwegs. Wir gehen (so hoffe ich) zusammen in die gleiche Richtung, auf das gleiche Ziel hin. Auch wir haben Fragen, es ist nicht immer alles klar – so manches ist gar im Nebel.

Aber das wichtige ist: wir gehen zusammen, und wir haben uns für eine Richtung entschlossen, in die es gehen soll, zusammen.

Und dann kommt da noch einer. So einer. Zunächst einmal scheint es, als wäre es einfach ein Fremder, so ein Dahergelaufener.

Aber es ist Jesus.

Er schliesst sich den Jüngern an. Er läuft mit ihnen zusammen. Einfach so. Er geht mit, auf ihrem Weg, und hört ihnen zu. Er stellt ihnen Fragen.

Er hätte ihnen sicherlich auch einfach so alles erklären können, oder sich offenbaren können, aber so ist er nicht.

Er geht mit und hört zu. Er hat Geduld und interessiert sich für ihre Belange, ihre Probleme, dafür wie es ihnen geht, für ihr Verständnis und auch den Mangel desselben.

Er begleitet sie.

So sind sie alle zusammen unterwegs.

Die Jünger und Jesus, die Jünger und Gott.

So gehen auch wir den Weg zusammen mit Gott. Es ist nicht nur eine traute Zweisamkeit zwischen Jünger und Jünger: Er ist der Dritte, der mitgeht.

Wenn man aber das Evangelium daraufhin anschaut, wird man schnell feststellen, dass das nicht so einfach ist, wie man ‚zwei plus eins gleich drei‘ zählt. Denn die längste Zeit wissen die beiden Jünger gar nicht, dass es Jesus ist – und als es ihnen endlich klar wird, da „sahen sie ihn nicht mehr„.

Das unterscheidet Gott von allen möglichen Lebensbegleitern, das kirchliche Bodenpersonal inklusive. Gottes Gegenwart ist nicht ‚zu haben‘; Gott ist und bleibt der Heilige, der Unverfügbare. Und trotzdem kann im Rückblick auf einen Abschnitt des Weges ganz deutlich werden, dass die ganze Zeit „das Herz brannte„, weil Gott gegenwärtig ist.

Deswegen sollten wir uns nicht vorschnell darauf festlegen, wie und wo uns Gott begegnet. Es ist manchmal der ganz Fremde, manchmal aber auch der ganz Vertraute, in dem Gott mich seine Gegenwart erfahren lässt, auch wenn mir im Augenblick noch gar nicht klar ist, wie sehr das Herz brennt.

So erfahren wir Gott im Vertrauten aber auch im Neuen und Herausfordernden, das noch nicht geplant war oder manchmal so noch nicht geplant war.

Das Evangelium von den Emmausjüngern ist von Lukas sehr präzise erzählt. Lukas hat ja nicht einfach nur irgendeine Geschichte erzählen wollen, sondern will deutlich machen, wie Christen den Glauben erleben.

Dabei fallen verschiedene Ebenen auf: die Erlebnisse, die die beiden dem unbekannten Wanderer erzählen; die Bedeutung der Bibel, durch die der unbekannt Begleiter diese Erlebnisse deutet und erklärt; das gemeinsame Mahl, als die beiden den Unbekannten beim Brotbrechen erkannten; und der Aufbruch nach Jerusalem.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Gemeinde auf Dauer möglich ist, ohne wirklich miteinander über das zu reden, was einen bewegt – und einander zuzuhören. Ein regelmäßiger gemeinsamer „Emmausgang“ gehört deswegen dazu, wenn eine christliche Gemeinde funktionieren soll.

Es lohnt sich, mit der Bibel immer mehr und mehr vertraut zu werden, und sie auch aus neuen Perspektiven zu betrachten. Sie ist das Wort Gottes, und Gott offenbart sich in ihr, und spricht durch sie zu uns; sie ist uns Nahrung, Trost und Freude zugleich.

Das Brotbrechen, bei dem die beiden Jesu erkennen, verweist sowohl auf die vielen Gelegenheiten, bei denen Jesus einander fremd gewordene Menschen zu einem gemeinsamen Mahl zusammen holt, wie auch auf das Abendmahl.

Zum Vierten: Die beiden Emmausjünger teilen ihre Glaubenserfahrung mit anderen teilen und hören auf die Glaubenserfahrung anderer. Gestärkt von Mahl und Wort, brechen sie nun auf – sie sind nun wieder gemeinsam unterwegs.

So hat das zusammen sein, das miteinander unterwegs sein, viele verschiedene Facetten – aber mir scheint, ein wichtiger Punkt, schon hier im Evangelium -und Lukas ist ein geschickter Pädagoge- ist das miteinander austauschen und die Kommunikation.

Die Jünger sind miteinander unterwegs, sie reden miteinander, und schließlich redet Jesus mit ihnen, und sie mit ihm, und sie hören ihm zu.

So ist unser Gott zum Glück einer, der uns zuhört, und der uns Richtung weist, und der mit uns spricht, und uns begleitet. So sind wir niemals nur allein unterwegs, sondern immer in Begleitung.

(Die Geschichte der Emmausjünger findet sich in Lukas 24,13-35.)

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